bürogebäude BIMA rostock

© Holzer Kobler Architekturen / Atelier Tata
Preis
3. Platz / Freianlagen
Auslober:in
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)
Architektur
Holzer Kobler Architekturen und weiteren Fachplanern

Das neue Bürogebäude der BIMA bildet einen weiteren Baustein in dem städtebaulichen Kontext des Areals. Die freie Setzung der Baukörper im freiräumlichen Gefüge wird fortgeführt und dadurch weiter gestärkt. Maßstab und Dimension des Neubaus fügt sich gezielt ein, der existierende Freiraum wird entsiegelt und zu einem parkähnlichen Hof aufgewertet. Neues und Bestand vernetzen sich, das Neue transformiert das Vorhandene und wertet dieses erheblich auf. Der Bau folgt den Gesetzmäßigkeiten der Nachhaltigkeit mit kompakter Gebäudeform, hybrider Konstruktionsbauweise, einem optimierten Verhältnis von verglasten und opaken Fassaden, PV-Anlagen, etc. Natürliche Materialien und flexible Grundrisse im Innern bilden den optimalen Rahmen für zukunftsorientierte Arbeitswelten. Der architektonische Ausdruck des Neubaus unterstützt die Idee eines modernen und innovativen Bürogebäudes: Die lebendige Tektonik der Fassade, die Transparenz des Eingangsgeschosses und die Dachterrasse mit Pergola sind dabei wichtige Faktoren der Identifikation. In einen großzügig angelegten Grünraum gebettet und vom Baumbestand gerahmt wird das Gebäude selbst zum Teil der Landschaft und zu einem attraktiven und modernen Arbeitsort für die BIMA.

Konzept Freianlagen
Die Positionierung des Neubaugebäudes und des Parkdecks eröffnen einen neuen Freiraum im Areal. Dort wo im Bestand eine ausgedehnte Flächenversiegelung ist und das Parken dominiert, wird ein Grünraum entstehen. Dieser Grünraum strukturiert sich in verschiedene Funktionsräume und definiert dabei verschiedene Vegetationstypen und integriert den Großteil der Bestandsbäume.
Die Freianlagen zonieren sich in 4 Teile. Den Vorplatzbereich vor dem Neubau, dem baumgeprägten Innenhof sowie dem bestehenden Denkmalpark und die Freifläche um die ehemalige Garage. Dabei erhalten alle Freiflächen eine einheitliche Formsprache, wobei im Bereich von Bestandsflächen nur integrative Grünflächen eingesetzt werden. Damit wird die Grünfläche im Bestand aufgewertet.
Durch den Innenhof mäandrieren die Wege in einem Verbindungsnetz. An den Eckpunkten ergeben sich Aufenthaltsbereiche mit Holzdecks. Die Holzdecks sind spielerische Elemente mit Senken und Heben zum gemütlichen Verweilen oder Treffen. An den Aufenthaltsflächen sowie Teilen der Freiflächen gibt es Kunstakzente. Hier können regionale Künstler ihre Werke im Außenraum aufstellen. Dafür wird eine feste Plattform als Fuß zur Aufstellung vorbereitet. Lediglich ein Teil der vorhandenen Bäume muss an der Westseite des Neubaus gefällt werden. Der Großteil der Bäume wird im Zuge des Neubaus und Parkdecks erhalten. Die vorhandenen Höhen werden in großen Teilen aufgrund des Baumbestandes erhalten. Die vorhandene Böschung um den alten Parkplatz wird jedoch behutsam abgeflacht und geht in die neuen Höhenplanung über. Damit gibt es kein zerschneidendes Element mehr im Areal und das Grundstück wird gesamtheitlich verstanden.

Materialien in den Freianlagen
In Bezug zum bestehenden Straßenmaterial vor den Bestandsgebäuden wird Kleinsteinpflaster aus Naturstein verwendet. Dabei wird regionales Gebrauchsmaterial wiederverwendet, Granit, Maße ca. 9/11cm nach Verfügbarkeit. Die Oberfläche muss bei Bedarf nachbearbeitet werden. Da der Stadtplatz barrierefrei ist, wird die Oberfläche gesägt ausgeführt. Zufahrtsflächen werden aus günstigerem Asphalt hergestellt. Die Wege im Innenhof sind aus einer wassergebundenen Wegedecke oder feinem Kies vorgesehen. Gebäudenah gibt es einen Traufstreifen aus regionalem Kiesel. Dabei werden Grautöne wie in den Bestandswegen verwendet.

Einbauten in den Freianlagen
Die Einbauten wie Fahrradbügel und Pollerleuchten sind aus lackiertem Stahl. Der Dunkelrot-Ton findet sich dabei am Haus wieder und wirkt orientierend. Die Pflanzflächen am Vorplatz erhalten eine Betoneinfassung aus Recyclingbeton, ebenso wie die (Sitz-) Stufen an der bestehenden Böschung.

Beleuchtung in den Freianlagen
Die Beleuchtung ist als auf den Boden gerichteten Pollerleuchten vorgesehen. Die Lichtfarbe von ca. 3000 Kelvin ist insektenfreundlich. Auf eine Ausleuchtung des Innenhofes wird im inneren Bereich bewusst verzichtet, um der heimischen Fauna Brut- und Niststätte zu sein. Vor allem den Fledermausarten soll der heimische Garten erhalten bleiben bzw. für Wiedereinzug sorgen. Gebäudenah gibt es Fassadenleuchten, die ebenfalls insektenfreundlich sind.

Einfriedung
Die offene Parkgarage erhält eine Ummantelung aus Netzen. Kletterpflanzen wie die Pfeifenwinde und verschiedene Efeuarten werden abwechselnd gesetzt, um die Außenseiten zu begrünen. Auch der Müllbereich wird berankt. Die vorhandene historische Mauer mit Zaunelementen wird erhalten. Die vorhandene Zufahrt wird erhalten und als Zufahrt zur Tiefgarage genutzt. Lediglich ein neuer Zugang wird von der Südostseite geschaffen und erschließt das neue Bürogebäude für Radfahrer und Fußgänger.

Parkplätze
Von den geforderten 180 PKW-Stellplätzen werden 31 frei außen, 42 in der Tiefgarage sowie 90 im Parkdeck verortet. Dabei werden planerisch bestehende Flächen umgestaltet, um die geforderte Zahl zumindest zum Großteil ohne Einschränkung des Freiraums umzusetzen. Um die fehlenden 17 Stellplätze auszugleichen (Soll 180 Ist 163) soll ein alternatives Mobilitätskonzept umgesetzt werden. Dabei werden direkt vor dem Bestandsgebäude 6 Kurzzeitstellplätze reguliert auf 2 oder 4 h eingesetzt (rechnerischer Ansatz 6 Stellplätze für 12 PKW). Im Bereich vor der ehemaligen Garage werden 7 Elektroparkplätze angeboten und im hinteren Bereich vor dem Hauptgebäude (Bestand) werden 6 Carsharing-Plätze eingerichtet (rechnerischer Ansatz 6 Stellplätze für 12 PKW-Nutzer). Eine Ausweisung von Rollerstellplätzen ist im weiteren Planungsverlauf möglich. Zusammen mit der höheren Anzahl an Radstellplätzen werden mittels einem alternativen Mobilitätskonzept die fehlenden 17 Stellplätze ausgeglichen. Die Verortung aus Ausrichtung des Parkdecks wurde so gewählt, dass er möglichst wenig Eingriffe in die vorhandenen Bäume notwendig macht. Zudem werden artenschutzrechtlich wichtige Bereiche für Reptilien erhalten und die rahmenden Altbäume der Straße geschont. Von den geforderten 105 Fahrradstellplätze werden alle außen untergebracht. Davon sind 60 in überdachten Doppelstockparkern und 45 als Bügelparker verteilt als Pakete an den Wegen verortet. Es gibt ein Überangebot von 11 zusätzlichen Bügelparker-Stellplätzen. Mindestens 18 der Stellplätze sind für Lastenräder nutzbar.

Dachbegrünung
Das Dach des Neubaus wird mit einer mindestens 20cm starken, bewurzelbarer Substratschicht belegt. Die Pflanzauswahl erfolgt als Biodiversitätsdach mit 60% Trocken- und Magerrasenarten sowie 40% Wiesen- und Staudenflurarten. Zusätzlich werden Baumstämme, kleinere Steine und Wasserflächen angelegt, um im Sinne der Biodiversität Lebensräume für Kleintiere zu schaffen. Mit ausreichend Abstand werden unterhalb der Solarpaneele (mind. 20cm) ebenfalls Pflanzflächen als Naturdach hergestellt. Die Dränageebene wird mit 8 oder 15 cm starken Retentionsboxen für Wasserrückhalt belegt, sodass sich die Bepflanzung mit Hilfe der Kapilarsysteme länger an dem gespeicherten Regenwasser bedienen kann. Zusätzlich gibt es trockene Baumstämme sowie Sand-, Grobkiesellinsen bzw. -flächen, sowie temporäre Wasserflächen aus Folien. Punktuell werden Teilflächen mit losen Steinen verschiedener Größen und den Baumstämmen belegt. Zusammen mit der Pflanzansaat stellt dies ein Biodiversitätsdach dar.

Vegetationsstruktur Unterholz
Ein bunter Mischwald soll als winziger Forst den Baumbestand ergänzen. Dabei werden sowohl Nadel- als auch Laubbäume heimischer Arten gepflanzt. Totholz, Findlinge und Kiesschüttungen im Unterholz sind dabei außerhalb der Wegebereiche vorgesehen. In schattigen Bereich werden Farne und Moospflanzen eingesetzt

Vegetationsstruktur Wiese
Heimische Wiesenarten schließen den Raum zwischen Rasen und Baumstrukturen. Dabei werden klimatolerante, trittfeste Arten aus Blumen und Kräutern verwendet, die der Regiosaatgutmischung des Nordostdeutschen Tieflandes entsprechen. Die Wiesen sind 1 bis maximal 3 mal pro Jahr zu mähen. Abgefallenes Schnittgut kann anders als bei Rasen vor Ort verbleiben. Innerhalb der Wiese gibt es Lesesteinhaufen und Grobkiesschüttungen zur Erhöhung der Diversität.

Vegetationsstruktur Rasen
An den gebäudenahen Bereichen und an den Bestandsgebäuden gibt es Rasenbereiche, z.T. als Schotterrasen oder Rasenwaben als Feuerwehraufstellfläche, die auch für größere Veranstaltungen genutzt werden können.

Die Pflanzen sind auf die jeweiligen Lichtverhältnisse abgestimmt. Durch die geplanten Wiesenflächen und Gehölze stellt sich im Frühling, Sommer, Herbst und Winter eine vielfältige Struktur und Farbzusammensetzung ein. Neben den flächigen Baumpflanzungen wird die bestehende (Doppel-) Baumreihe im Südosten durch Neubäume ergänzt, sowie im Bezug auf gebietsprägende Elemente neue Baumreihen im Gebiet gepflanzt

team

THINK campus potsdam